Beim Osterbrunnen 2017 war das Thema Luther und seine Zeit vorgegeben.
Unser Brunnen stand am Marktplatz vor der Sparkasse. Wir haben uns entschieden, nicht die Person Martin Luther in den Vordergrund zu stellen, sondern sein Arbeit. Auf der Platte sind 4 verschiedene Szenen aufgebaut. Alle Teile wurden von Schülern der Oberstufenklassen hergestellt.
Ein Teil zeigt auf sechs Fotoposter verschiedenen Ausführungen von Bibelseiten von 1300 bis 1864. Der Text dazu lautet: So sah die Bibel früher aus.

Im nächsten Teil steht ein sehr großes aufgeschlagenes Buch und zeigt die vier Bibelstellen zum Osterfest. Aus den Buchseiten fliegen Engel nach oben und unten steht ein Teufelchen. Im Hintergrund sind Poster mit Szenen aus dem alten und neuen Testament zu sehen.

Die Verbreitung der Bibel war erst durch den Buchdruck möglich. Also haben wir
eine einfache Druckerpresse in ca. 50×50 cm Format gebaut, große Druckbuchstaben bilden das Wort WAHRHEIT. Das achte Gebot (du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten) hat früher und heute eine sehr große Bedeutung und wird anscheinend viel zu wenig befolgt.

Die letzte Station veranschaulicht den Spruch aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 25, Verse 31-46 …. was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt ….
Verschiedene sehr plakativ gestaltete Personen geben sich die Hand und dokumentieren so, dass sie sich respektieren und zusammen arbeiten wollen.
Die klare Aussage der Bibel ist: Alle Menschen sind die Kinder Gottes und wenn jemand sich als Christ bekennt, dann muss er diese Botschaft von Jesus auch annehmen und nach ihr leben. Eine sprechende Blume spielt hier „give peace a chance“ und eine dazu passende Botschaft vor.

Unser Team:

Die Neue Presse Coburg berichtete, dass sich einige Menschen beim Stadtbild Coburg über diesen Brunnen beschwert hatten, denn er sei zu politisch. Daher veröffentlichte der zuständige Lehrer diesen Leserbrief:
Martin Luther ist sehr politisch
Beim Aufbau unseres Osterbrunnens an der Sparkasse äußerte ein Passant lautstark und wörtlich: „ der sieht aus wie hin gekotzt, kein Osterei zu sehen“. Diese persönliche Meinung nahm ich als Leiter unserer Baugruppe emotionslos hin. Eine Diskussion über die wochenlange Arbeit unserer Schüler und dem vielleicht angebrachten Respekt vor ihren Ergebnissen erübrigt sich in solchen Fällen leider.
Das vorgegebene Thema Luther und Mittelalter versuchten wir in vier Szenen bildlich darzustellen. Die Bibel wurde in deutscher Sprache lesbar für alle, eine sehr demokratische Vision. Die vier Evangelien berichten unterschiedlich über das gleiche Ereignis. Ein Meinungsmonopol ist hier nicht festzustellen. Die Forderung aller (!!) Glaubensgemeinschaften auf Wahrheitsliebe, Verzicht auf Lug und Betrug und Verantwortung dem Nächsten gegenüber stellt nicht nur eine religiöse Grundlage dar, sondern ist hochgradig politisch. Elementare Grundregeln des Umgangs miteinander stehen schon in der Bibel. Wenn man sich ernsthaft mit Martin Luther beschäftigt, dann ist es unvermeidlich auch eine politische interpretierbare Szenerie zu visualisieren, Ja, dieser Brunnen sollte zum Lesen und Nachdenken anregen. Das ist anscheinend bei vielen Menschen gelungen.
Bei dem Segment Druckerei wurde von uns bewusst darauf verzichtet das erste Druckwerk Gutenbergs zu zeigen. Denn vor der Bibel wurde 1454 ein Propaganda Flugblatt „ eyn manung der cristenheit widder die durken“gedruckt und verbreitet. Wenn das nicht politisch ist?
Helmut Gensler, Dörfles-Esbach